Von Gregor Breier
„Durch die westliche Hälfte Nicaraguas“
2015 führte mich eine Urlaubsreise erstmals nach Zentralamerika, genauer gesagt nach Nicaragua. Ich hatte mich für dieses Land entschieden, weil es dort flächenmäßig in Summe sogar mehr Nationalparks, aber deutlich weniger Touristen als in Costa Rica gibt. Zudem hatte Costa Rica mittlerweile den Ruf einer z.T. relativ teuren Urlaubsdestination. Nachdem es meiner Meinung nach zahlreiche, wesentlich interessantere Orte als die Hauptstadt Managua – wo ich gelandet war – in Nicaragua gab, beschloss ich, nach nur 6 Stunden Schlaf gleich den nächstbesten Bus nach León zu nehmen. Vorher hatte ich aber noch in Managua die Vermiter meines Zimmers um eine Stunde früher als geplant heraus geläutet – Ich hatte infolge der Zeitverschiebung irgendwie meine Uhr nicht korrekt umgestellt. Schon um 05.15 Uhr saß ich in einem Taxi zum Busbahnhof und um 06.00 Uhr bereits in einem kleinen Bus in das ca. 1,5 Stunden entfernte León. León war zwar auch ein Ort, wo man Touristen kaum aus dem Weg gehen konnte – ich persönlich bevorzuge eher weniger von Touristen frequentierte Gegenden – aber der Besuch lohnte sich allemal! Zwischen den z.T. noch aus der Kolonialzeit stammenden Gebäuden herumzuschlendern bzw. in der Mittagshitze einfach in einem Lokal zu sitzen und das Ambiente zu genießen, gefiel mir ausgesprochen gut. Außerdem befindet sich dort die (lt. Lonely Planet) größte Kathedrale Zentralamerikas.

Bei vielen Urlaubern ist war León auch deshalb beliebt, weil die Pazifikküste nur ca. 20-30 Minuten mit dem Auto entfernt ist. Allerdings muss man an den dortigen Stränden auch mit dementsprechend großen Menschenmassen rechnen, weshalb ich beschloss, einen weit im Nordwesten des Landes gelegenen Küstenstreifen aufzusuchen. Ich fuhr zunächst also nach Chinandega, wo ich den Bus wechseln musste. Zwar meinte der Chauffeur, von der Kreuzung, wo man mich aussteigen lassen würde, zum Küstenort Jiquilillo wären es nur 30 Minuten zu Fuß, doch die Realität sah anders aus. Nachdem ich an besagter Stelle „ausgeladen“ worden war, fiel mir ein Hinweisschild mit der Information „Rancho Tranquillo (dort wollte ich schlafen) – 12 kilometros“ sehr unangenehm auf. Aber ich war fit, es war um 09.30 Uhr noch vergleichsweise kühl und ich liebe es ohnehin zu marschieren. Also machte ich mich daran, diese Strecke zu Fuß zurückzulegen. Nach 45 Minuten wurde dieses schweißtreibende Unterfangen (immerhin trug ich einen 16kg schweren Rucksack auf meinen Schultern und einen kleinen Rucksack vor meiner Brust) unverhofft unterbrochen – ich konnte nämlich erfolgreich ein Auto anhalten, das mich dann auf seiner Ladefläche den Rest des Weges mitnahm. Ich erreichte somit diesen wahrlich idyllischen Strand am Pazifik früher als erwartet. Es gab dort zudem riesige Mangrovenwälder, die man im Zuge eines Bootsausfluges besichtigen konnte.
Als nächste Station hatte ich mir vorgenommen, die im Norden des Landes gelegenen Nebelwälder in der Region von Matagalpa bzw. Jinotega zu besuchen. Leider war es infolge der Busverbindungen erforderlich, nochmals für eine Nacht nach León zurückzukehren, was zwar einen Umweg darstellte, aber wegen der netten Atmosphäre dort verschmerzbar war. Von León aus begab ich mich nun zunächst nach Matagalpa, um dann einen Bus zu suchen, der mich zum Parque Nacional Macizo Peñas Blancas bringen sollte, einer Region, wo man kaum Touristen antrifft. Ich kann wirklich behaupten, selten in so einem unglaublich überfüllten Bus gestanden zu sein, was nebenbei bemerkt mit meinen Wanderschuhen der Größe 45,5 nicht einmal so einfach war. Der Bus konnte zudem nur von außen, und zwar mit einer am Busende eingebauten Tür geöffnet werden, was mich auch nicht gerade von der Sicherheit der Fahrt überzeugte.

In besagtem Nationalpark fand ich nur eine aus wenigen Häusern bestehende Siedlung bzw. ein Centro de Entendimiento con la Naturaleza (die nur mit der allernotwendigsten Infrastruktur ausgestattet waren) vor, dafür aber sehr viel Natur, imposante Berge und noch viel mehr Regen. Die Nächte waren dort erfrischend kühl und man konnte Wanderungen mit spektakulären Ausblicken und Eindrücken unternehmen. Allerdings war man gut beraten, einen Führer zu engagieren, was für halbtägige Touren rd. 10 Dollar kostete. Nachdem ich diese zwar regenreiche, aber infolge der Temperaturen auch erholsame Region 2 Tage genossen hatte, schlug ich wieder den Weg in Richtung Süden ein. Mein nächstes Ziel war die, wegen ihrer im Zentrum noch wunderbar erhaltenen spanischen Kolonialarchitektur sehr bekannte und bei Touristen scheinbar sehr beliebte Stadt Granada.

Direkt am Lago Nicaragua gelegen bieten sich dort u.a. Ausflüge zu den Las Isletas (durch einen Vulkanausbruches entstandene Inselgruppen) oder zu diversen, in Nicaragua ja zahlreich vorhandenen Vulkanen in der Umgebung an.


Im Anschluss daran reiste ich weiter zu der im Lago Nicaragua gelegen Isla de Ometepe, die im Prinzip aus zwei Vulkanen besteht und in dieser Form wohl einzigartig ist. Auf der Insel werden einem die unterschiedlichsten Outdoor-Aktivitäten angeboten, sie lässt sich mit kleinen Motorrädern relativ gut erkunden und es gibt verschiedene Bademöglichkeiten (natürliche Quellen, Strände mit schwarzem Sand,…), was bei ca. 35 Grad Celsius wahrlich ein angenehmes Erlebnis war.
Ein Einheimischer nahm mich schließlich an meinem letzten Abend zu meinem ersten Hahnenkampf mit. Die Begeisterung der dort anwesenden Frauen und v.a. Männer für dieses blutige Spektakel konnte ich allerdings nicht ganz nachvollziehen.
Die Preise für Unterkünfte und Restaurants waren hier – verglichen mit Nord-Nicaragua – leider aber auch empfindlich höher.

Von der Isla de Ometepe brach ich schließlich zum südlichsten Punkt meiner Nicaragua-Reise auf – San Juan del Sur. Diese am Pazifik gelegene Küstenstadt ist nicht mehr allzu weit von der Grenze zu Costa Rica entfernt und gilt v.a. bei Surfern als beliebtes Reiseziel. Dementsprechend groß war die Anzahl der ausländischen Touristen in dieser Region mit wundervollen Stränden in der Umgebung.

Meine letzte Station vor meiner Abreise aus Nicaragua war nicht Managua, sondern Masaya, von wo aus man ebenfalls mit dem Taxi zum außerhalb der Hauptstadt gelegenen internationalen Flughafen fahren konnte. Masaya war u.a. deshalb interessant, weil in unmittelbarer Umgebung der stets qualmende Vulkan Masaya liegt und dieser sehr leicht zugänglich ist.
Auch ein Ausflug zur Laguna de Apoyo lohnte sich, von wo aus man bei guter Sicht sogar die bunte Kathedrale von Granada in der Ferne erkennen konnte. Ich kann zudem nur jedem, den es nach Masaya verschlagen sollte, empfehlen, den im Zentrum des Parque 17 de Octubre aufgebauten Früchte-Stand aufzusuchen, wo phänomenale Fruchtsaftmischungen (ohne Wasser oder Milch beizumengen!) gezaubert wurden! Mein Favorit: piña-banano-kalala!
Nicht weit entfernt hatten die Bauarbeiten für den neuen Nicaragua-Kanal unter Federführung Chinas soeben begonnen. Man wird sehen, welche positiven oder negativen Veränderungen dieses gewaltige Bauprojekt, das mit rd. 32 Milliarden Euro kalkuliert ist[1], für die Region mit sich bringen wird.
Auch wenn ich in vielen Teilen des Landes mit großer Armut konfrontiert war, war Nicaragua mit seinen beeindruckenden Stränden an der Pazifikküste (die Karibikküste konnte ich aus Zeitgründen leider nicht mehr aufsuchen), mit markanten Vulkanen, Bergen, spektakulären Nebelwäldern, stimmungsvoller Kolonialarchitektur und seinen freundlichen Menschen eine interessante neue Erfahrung für mich und diese Reise jedenfalls wert!
[1]http://www.tagesschau.de/ausland/nicaragua-kanal-103.html, letzter Zugriff am 24.04.2015
http://www.dw.de/spatenstich-für-umstrittenen-nicaragua-kanal/a-18145360, letzter Zugriff am 24.04.2015