9. AusgabeCoyuntura

Ni Una Menos Austria – Manifest 2019

#NiUnaMenos ist heutzutage der aktuelle Aufschrei Millionen lateinamerikanischer Frauen. Es bedeutet: Keine Frau Weniger!

Die Ni-Una-Menos-Bewegung in Argentinien hat sich seit 2015 als ein Ausdruck von Feminismen in ihrer ganzen Vielfalt, die transversal, multipartiell und transgenerational in offenen Versammlungen und Massenmärschen integriert sind, vereint – mit dem Ziel eines gemeinsamen Rufs gegen das Patriarchat und seine systemische Gewalt gegen Frauen.

Dieser Schrei hat die Medien, Institutionen und Gewerkschaften verwandelt, ihre Formen hinterfragt und ihren Anspruch gegenüber dem Parlament geltend gemacht. Dieser Schrei geht heute in die Welt hinaus – als eine Umarmung von Solidarität, Mitgefühl und Kampf.

Marcha del clima, Ni Una Menos Austria Marcha del clima, Ni Una Menos Austria

In Lateinamerika werden circa 12 Frauen pro Tag von ihrem Partner, ihrem Ex-Partner oder einem Fremden ermordet. Der Mord an Frauen  (auch Femizid genannt) –  aufgrund der Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht –   ist das letzte Glied einer langen Kette aus verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen.  Femizide sind keine Einzelfälle, sie sind die Spitze des Eisbergs an struktureller Gewalt gegen Frauen in der Gesellschaft.

 “Das Wort Feminizid ist, unter anderem, eine politische Kategorie. Es ist das Wort,  welches die Art und Weise aufzeigt, wie die Gesellschaft etwas zu einem Naturgesetz erklärt, das es nicht ist: Gewalt an Frauen“.  (Ni Una Menos Manifest, Argentina 2015).

Die patriarchalische Kultur wird in verschiedenen Ausprägungen sichtbar: im Handeln bzw. dem Scheitern der Staaten in Bezug auf Sicherheit, der öffentlichen Gesundheit, sexueller und reproduktiver Rechte, Militarisierung, Kriminalisierung, Privatisierung von Ressourcen, dem Mangel an statistisch dokumentierten Fällen von Gewalt, natürlich (eventuell) auch dem effektiven Handeln dagegen und vielem mehr.

Marcha del clima, Ni Una Menos Austria Marcha del clima, Ni Una Menos Austria[

Die Einbürgerung geschlechtsspezifischer Gewalt wird auch sichtbar bei den mitschuldigen Medien und ihrer Art und Weise zu berichten.

Wir lehnen die blutige, patriarchalische Justiz ab. Wir kritisieren die Urteilssprüche und die Prozessführung von Richtern und anderen Justiz Akteuren, die die Opfer in den Prozessen beschuldigen und für ihr Leid selbst verantwortlich machen, indem sie Stereotype, Hierarchien und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen reproduzieren.

Schwester, wir glauben dir.

Heutzutage ist Femizid in 18 Länder als eigenes Delikt anerkannt. Und zwar in 18 lateinamerikanischen Ländern. Kein EU-Mitgliedstaat hat eine Definition von Femizid in sein Strafrecht aufgenommen.

Im Jahr 2018 sind in Österreich 41 Frauen ermordet worden (Die Zeit Online/Eva Riesinger). Das Patriarchat ist kein Phänomen der spanischsprachigen Länder oder des globalen Südens. Das Patriarchat ist eine weltweite Ausbeutung, von der wir überall betroffen sind. Ungleichheit geht weit über die Glasdecke oder die Kluft zwischen den Geschlechtern hinaus. Auch hier werden wir tot gemacht, verletzt, vergewaltigt, belehrt und unterschätzt.

Wir von Ni Una Menos Österreich bestätigen die Vielfalt von Weiblichkeit und Feminismus. Wir vertreten die Ansicht, dass die Entkolonialisierung des Feminismus heute von wesentlicher Bedeutung ist, weil wir über den globalen Süden Bescheid wissen; weil wir uns unserer Situation als Migrantinnen bewusst sind, weil wir unser ureigenes Wissen und unsere verschiedenen Kulturen schätzen, die unsere Frauen in der Geschichte gewebt haben.

Bandera Ni una Menos Bandera Ni una Menos[/caption]

Wir verteidigen den Kampf der lateinamerikanischen und karibischen Frauenbewegung: Marielle Franco (Brasilien), Berta Cáceres (Honduras), Betty Cariño (Mexiko), die das Land und indigenen oder prekären Gemeinschaften verteidigen. Den Kampf von Diana Sacayán (Argentinien), Aktivistin der Kämpfer*innen für die Rechte der Transgemeinschaft, deren Femizid und Travestizid eine Form der Bedrohung des sozialen Kampfes darstellen. Wir lehnen die Verfolgung und Inhaftierung der Anführerin Milagro Sala (Argentinien) sowie die Belästigung und systematische Gewalt gegen die Verteidigerin der Lagunen und die Natur Máxima Acuña (Perú) ab, die von einer der großen transnationalen Wirtschaftsmächte und dem Staat ausgeübt werden.

Wir fordern das Recht, Tag und Nacht ohne Angst zu leben, das Recht auf ein Leben frei von Gewalt, das Recht auf Vergnügen und das Recht auf eine Mutterschaft, die nicht auferlegt ist. Wir fordern das Recht auf legale, sichere und freie Abtreibung und die Umsetzung von Maßnahmen zur Gesundheits- und Sexualerziehung aus einer Geschlechterperspektive.

 Deshalb schreien wir:

 Ni Una Menos, wir wollen uns frei und am Leben!

 Vivas y Libres nos queremos!

 

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