Johanna Beyer*
La Habana begrüßt uns im Februar 2019 mit einem Tropensturm und einem Stromausfall. Angekommen im Hostel werden Kerzen bereitgestellt, um gegen das trübe Wetter Stimmung zu machen. Die Information des Hosts, dass Stromausfälle zwar in vielen Teilen Kubas zum Alltag gehören aber in Havanna seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen seien, wird von manuell zubereiteten Drinks begleitet. Am nächsten Tag – weiterhin ohne Strom, da der für den Stromausfall verantwortliche Tropensturm einige Teile Havannas und andere Gegenden von Kuba verwüstet hat – erkunden wir die kubanische Hauptstadt, die in der Vergangenheit und Gegenwart parallel zu existieren scheint: Kolonialer Prunk grenzt an verfallene Gegenden. Am Malecón, der Hafenpromenade, wird gesessen, getrunken und gequatscht. Dort freuen sich junge Studierende über die Möglichkeit, ihr Englisch zu üben und über ihr Land zu erzählen, bzw. über andere Gebiete und Realitäten zu erfahren. Erlaubt ist dieser Kontakt nicht, so wird uns erzählt, aber mit ein wenig Vorsicht und Ausreden, bei den vielen polizeilichen Kontrollen, gibt es keine Probleme. Die politische Bildung der jungen Kubaner*innen beeindruckt uns – sie zeigen sich uns gegenüber hochinformiert und kritisch. In Havanna erleben wir vor allem auch noch viel Tanz, Musik und Farben!

Weiter geht es nach ein paar Tagen nach Viñales – ein Tal im Westen Kubas, in einem Nationalpark gelegen. Kalkfelsen und Kaffeeplantagen prägen die Landschaft. Hier verbringen wir entspannte Tage auf der Veranda unserer Gastgeberin und erkunden die Anabaugebiete zu Fuß und zu Pferd. Wir verlassen das ruhige und verträumte Viñales ungern, haben wir uns doch sehr wohl gefühlt.
Nächster Stopp ist Cienfuegos, eine optisch sehr ansprechende Stadt, in der wir bei wundervollen Gastgeber*innen unterkommen. Hier zeigt sich erneut die Informiertheit der Bevölkerung und das Interesse, sich über das eigene und das andere Land auszutauschen. Hier erfahren wir auch, dass kurz nach unserer Abreise in Viñales ein Meteorit eingeschlagen ist, jedoch ohne Schaden anzurichten. Die offene queere Szene in Cienfuegos beschert uns den einen oder andern Drink und macht auch diesen Abschied schwer.
Mit dem privaten Taxi, unser Transportmittel der Wahl, das wir nur einmal gegen den öffentlichen Bus tauschen werden, brechen wir auf nach Trinidad. Hier empfängt uns künstlerisches, junges Leben in Galerien und Ateliers, hier tanzen wir tanzen wir in Höhlendiscos gemeinsam mit Fledermäusen die Nächte durch. Wir erfahren, dass auch auf Kuba die Kunst reglementiert wird, wenn sie zu offen und direkt mit Themen umgeht – das Kunststudium, das diese Stadt so pulsierend machte, wurde vor ein paar Jahren gestrichen, wie uns eine Malerin erzählt.

Nach gut einer Woche steuern wir, dieses Mal mit dem Bus, den letzten Stopp unserer Kubareise an: Den Strand Playa Larga, unweit der Schweinbucht, in der die Amerikaner in den frühen 60ern einen erfolglosen Invasions-Landungsversuch unternahmen und die rein gar nichts mit Schweinen zu tun hat.. Das karibische Badewannenmeer und die Mojitos an der Strandbar unserer Wahl, sowie weitere Stromausfälle, die uns verborgene Tierwelten, wie die Flughundekolonie unter dem Außendach der Dorfdisco, offenbaren, nehmen uns ganz in Beschlag und lassen uns die Rückkehr ins winterliche Österreich noch einmal so richtig schön vergessen.
Inspiriert von vielen interessanten Momenten sowie tollen Erfahrungen und neuen Kontakten sagen wir nach knapp drei Wochen: ¡Hasta Luego, Cuba! und steigen schweren Herzens aber mit dem guten Gefühl, noch so viel nicht gesehen zu haben, dass eine weitere Reise gewiss ist, in den Flieger.

*Johanna Beyer: geboren in Graz, wohnt seit 2014 in Wien und absolvierte dort den Master „Interdisziplinäre Lateinamerikastudien“. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Wien.
Download: